lobesam

Mittwoch, 9. August 2006

Paradigmatisches Experiment ...

Eine gleiche Anzahl von Spielsteinen wird in jeweils einer Reihe angeordnet. Die Abstände der einen Reihe sind kürzer als die der zweiten. Auf Nachfrage besteht für das Kind die erste Reihe immer aus weniger Spielsteinen. Selbst, wenn man das Kind beide Reihen abzählen lässt, bleibt es bei seinem Urteil.
Ginsburg erweiterte diesen Versuch (Entering the Child's Mind) und fügte der kürzeren Reihe einen weiteren Spielchip hinzu. Selbst dies änderte nichts an der Antwort des Kindes.

Jean Piaget, geboren am 9. August 1896 in Neuchâtel, führte für seine Untersuchungen viele Verhaltensexperimente mit seinen eigenen Kindern durch.

Dienstag, 8. August 2006

Das ist der Mensch ...

"Das ist der Mensch; das ist jeder, der sich sagen kann: Ich bin Mensch. Sollte er nicht eine heilige Ehrfurcht vor sich selbst tragen und schaudern und erbeben vor seiner eigenen Majestät! - Das ist jeder, der mir sagen kann: Ich bin. - Wo du auch wohnest, du, der du nur Menschenantlitz trägst; - ob du auch noch so nahe grenzend mit dem Tiere unter dem Stecken des Treibers Zuckerrohr pflanzest oder ob du an des Feuerlandes Küsten dich an der nicht durch dich entzündeten Flamme wärmst, bis sie verlischt, und bitter weinst, daß sie sich nicht selbst erhalten will - oder ob du mir der verworfenste, elendeste Bösewicht scheinest - du bist darum doch, was ich bin: denn du kannst mir sagen: Ich bin."

[J. G. Fichte: Über die Würde des Menschen]

Montag, 7. August 2006

Boxkampf

Bums! Kock, Canada: Bums!
Käsow aus Moskau: Puff! puff!
Kock der Canadier: Plumps!
Richtet sich abermals uff.
Ob dann der Käsow den Kock haut,
Oder ob er das vollzieht,
Ob es im Bauchstoß, im Knock-out
Oder von seitwärts geschieht
Kurz: Es verlaufen die heit'ren
Stunden wie Kinderpipi.
Sparen wir daher die weit'ren
Termini technici.
Und es endet zuletzt
Reizvoll, wie es beginnt:
Kock wird tödlich verletzt.
Käsow aber gewinnt.
Leiche von Kock wird bedeckt.
Saal wird langsam geräumt.
Käsow bespült sich mit Sekt.
Leiche aus Canada träumt:
Boxkampf
Boxer
Boxen
Boxel
Boxkalf
Boxtrott
Boxtail
Boxbeutel.

[Joachim Ringelnatz, geboren vor 123 Jahren.]
Gedichte mp3 im vorleser.net.

Sonntag, 6. August 2006

Cold Song

Klaus Nomi, Countertenor,
vor 23 Jahren in New York
als eines der ersten prominenten Opfer
an AIDS gestorben.

What power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow !

See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.

I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.

Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again ...
Let me, let me,
Freeze again to death!

[Henri Purcell, King Arthur, 1691
3. Akt, Prélude
Performance Klaus Nomi, 1981}

Samstag, 5. August 2006

Fifi

„Der preußische Befehlshaber Major Graf von Farlsberg durchflog die eingelaufenen Postsachen. Er war in einem großen gestickten Fauteuil versunken und hatte die Stiefel auf den eleganten Marmor des Kamins gelegt, in den seine Sporen seit den drei Monaten, die er nun im Schloß von Uville lag, zwei tiefe Löcher gebohrt. Von Tag zu Tag wurden sie tiefer.

Eine Tasse Kaffee dampfte auf einem kleinen eingelegten Tischchen, das durch Likör beschmutzt, von Cigarren verbrannt und mit dem Federmesser des als Sieger hausenden Offiziers zerschnitten war. Wenn er seinen Bleistift spitzte, hielt er oft in Gedanken inne und kritzelte Buchstaben oder Figuren auf dem zierlichen Möbel.

Als er seine Briefe zu Ende gelesen und die deutschen Zeitungen durchflogen, die ihm der Wachtmeister gebracht, stand er auf. Er warf drei oder vier mächtige Kloben frischen Holzes ins Feuer -- denn die Herren fällten allmählich, um sich zu wärmen, den ganzen Park -- und trat ans Fenster ..." (zweisprachig weiter bei Gutenberg-DE)

[Guy de Maupassant, Fräulein Fifi]
eBooks im Original hier

Donnerstag, 3. August 2006

Joseph Conrad

„Zur Zeit der spanischen Herrschaft, und noch viele Jahre nachher, hatte die Stadt Sulaco – von ihrem Alter zeugt die üppige Pracht der Orangengärten – in geschäftlicher Hinsicht höchstens als ein Küstenhafen mit beträchtlichem Lokalverkehr in Ochsenhäuten und Indigo einige Bedeutung gehabt. Für die klobigen Hochseegalionen der Eroberer hatte sich der Hafen von Sulaco wegen der in dem weiten Golf vorherrschenden Windstillen verboten; denn die brauchten eine scharfe Brise, um überhaupt vom Fleck zu kommen, wo einer der modernen Schnellsegler beim bloßen Flattern der Leinwand noch Fahrt macht …“
[Joseph Conrad: Nostromo]

Joseph Conrad, vor 82 Jahren gestorben, Sohn polnischer Landedelleute, ging mit siebzehn Jahren nach Marseille, um Seemann zu werden. Als Kapitän befuhr er die Weltmeere, bereiste den Kongo, die Malaiischen Inseln und viele weitere Schauplätze seiner späteren Romane. Ein tropisches Fieber zwang ihn, den Seemannsberuf aufzugeben und sich als freier Schriftsteller in England niederzulassen. Hier die Werke in Originalsprache.

„Joseph Conrad ist in meinen Augen einer der größten Erzähler und - wenn man ihn zu den englischen Schriftstellern zählt - einer der sehr wenigen wirklichen Romanciers, die England besitzt (..). Er besaß jedoch eine Art Reife und politische Einsicht, die man bei einem geborenen englischen Schriftsteller wohl zu jener Zeit vergeblich gesucht hätte.“ [George Orwell]

Dienstag, 1. August 2006

vom leben der bäume

auch die harten schwarzen
knospen, auch die säumigen
knospen öffnet das licht.

auch die schönen weißen
blüten, auch die duftenden
blüten zerstreut der wind.

auch die schönen grünen
blätter, auch die sonnigen
blätter zerreibt der wind.

auch die alten großen
bäume, auch die beständigen
bäume bricht die zeit.

[Ernst Jandl, dingfest]

Samstag, 29. Juli 2006

ZEIT ZU SEHEN

ΚΑΙΡΟΣ ΝΑ ΔΕΙΣ

Sie erzählten dir viele Lügen,
und morgen wirst du wieder Lügen hören.
Lügen erzählen dir deine Feinde,
aber auch die Freunde
verschweigen dir die Wahrheit.
Falschen Ruhm flößen die Lügner dir ein,
aber auch die Freunde
betäuben mit falschen Wahrheiten dich.
Wohin gehst du mit falschen Träumen, wohin?
Es ist Zeit stehen zu bleiben, Zeit zu singen,
Zeit zu weinen und zu leiden, Zeit zu sehn.

[Mikis Theodorakis: Gedichte - Poèmes, 2001. Übers. Ina und Asteris Koutoulas]

Donnerstag, 27. Juli 2006

Wolken

Wolken, ihr schweifenden, niemals verweilenden,
Hoch über Steppen und Wäldern Geborene,
Ach, ihr vom Norden dem Süden zu Eilende,
Seid ihr - wie ich - in der Fremde Verlorene?
Treibt euch das Schicksal, ihr ewigen Wanderer,
Heimlicher Neid oder Bosheit, unsägliche?
Ist's ein Verbrechen, ein Ränkespiel anderer,
Freundesverrat bis ins schier Unerträgliche?
Nein, ihr verlasst nur die trostlosen Ebenen,
Frei seid ihr, kalt seid ihr, fühlt keiner Heimat Band,
Ihr - keiner Leidenschaft jemals Ergebenen,
Gibt es Verbannung für euch - ohne Heimatland?

[Michail Lermontov: Gedichte und Poeme. (Übers. A. Bostroem)]

Michail Jurjewitsch Lermontow, russischer Dichter, wurde zweimal zur Strafe in den Kaukasus versetzt. Lermontow gilt als der Repräsentant der russischen Romantik nach Puschkin. Sein Vorbild war Byron - in Technik wie auch Themenwahl. Seine Lyrik wirkt musikalisch und wurde auch oft vertont. Sein 1840 veröffentlichter Roman „Ein Held unserer Zeit“ zählt als Beginn der russischen gesellschaftskritischen Romane. Michail Lermontow starb vor 165 Jahren im Duell in Pjatigorsk.

Mittwoch, 26. Juli 2006

... ein paar verrückte Leute

„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute;
seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“

George Bernard Shaw, geboren am 26. Juli 1856 in Dublin. Englische und teilweise auch Deutsche Texte als eBook bei Gutenberg.

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Seit langen das beste...
Seit langen das beste Gedicht was ich gelesen habe....
Laura Kinderspiel - 12. Nov, 11:30
wow..
..echt "hot" diese Sonnenblumen.. seit langem die beste...
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huflaikhan - 28. Aug, 08:25
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huflaikhan - 26. Dez, 16:15
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