Heute wieder ein paar Dutzend …
„An den Tod zu denken heißt, sich die Freiheit zu bewahren“
[Michel de Montaigne]
Pauschalisiert betrachtet: Je jünger die Menschen sind, desto unbefangener verlaufen Gespräche und die Begegnungen mit dem Tod. Ich war beteiligt an mehreren Versuchen in Stadtteilen das mit Bewohnern vor einem sagen wir mal eher philosophischen Hintergrund in sehr unterschiedlichen Projekten zu behandeln. Ich habe Betreuer von mehr als einem Hospiz beraten. Daher glaube ich eine Meinung haben zu dürfen.
Und auch aus eigener Anschauung: Meine erste Tote war meine Urgroßmutter: Ich habe sie fast nicht gekannt, sie lag immer im Bett und irgendwann lag sie eben regungslos im Bett, die Arme gefaltet und eine Rose dazwischen. Ich wollte das mit dem Totsein noch nachprüfen durch ordentliches Rütteln, aber ich durfte nicht. Dann war mein Großvater an der Reihe und mir war das sehr wichtig, meinen über alles geliebten Großvater noch ein letztes Mal zu sehn. Er hatte mit mir gespielt, wann immer er es einrichten konnte. Das Wohnzimmer meiner Großeltern war über Wochen blockiert, weil ich dort eine Burg gebaut hatte. Und nun sagte man mir, er sei tot und ich es wäre besser, ihn nicht zu sehen. Das war damals ein unglaublicher Aufstand das durchzusetzen (ich war neun Jahre alt). Ich musste ihn auch gleich berühren – ein noch größerer Tabubruch.
Kinder sollten vom Tod abgeschirmt werden, so die vorherrschende Meinung. Wie verlogen war das: fast jeden Abend gab es Bilder von Kriegen und Tote, Napalmbrennende Kinder in den Nachrichten. Zwischenzeitlich sind viele, mir sehr vertraute Menschen gestorben und ich habe auch selbst meinen ganz eigenen Zugang und Zeithorizont zum Thema aus eigener Biographie bekommen. Es wird viel zu wenig über ethische Fragen im normalen Alltag gesprochen, „forever young“ verkauft sich wohl besser und das Alter ist das „golden age“ oder „third age“ und wird nach Kaufkraft kategorisiert. Aber „Sterben“ findet nur in den Nachrichten statt, nicht in unserem Leben. Heute wieder ein paar Dutzend …
[Michel de Montaigne]
Pauschalisiert betrachtet: Je jünger die Menschen sind, desto unbefangener verlaufen Gespräche und die Begegnungen mit dem Tod. Ich war beteiligt an mehreren Versuchen in Stadtteilen das mit Bewohnern vor einem sagen wir mal eher philosophischen Hintergrund in sehr unterschiedlichen Projekten zu behandeln. Ich habe Betreuer von mehr als einem Hospiz beraten. Daher glaube ich eine Meinung haben zu dürfen.
Und auch aus eigener Anschauung: Meine erste Tote war meine Urgroßmutter: Ich habe sie fast nicht gekannt, sie lag immer im Bett und irgendwann lag sie eben regungslos im Bett, die Arme gefaltet und eine Rose dazwischen. Ich wollte das mit dem Totsein noch nachprüfen durch ordentliches Rütteln, aber ich durfte nicht. Dann war mein Großvater an der Reihe und mir war das sehr wichtig, meinen über alles geliebten Großvater noch ein letztes Mal zu sehn. Er hatte mit mir gespielt, wann immer er es einrichten konnte. Das Wohnzimmer meiner Großeltern war über Wochen blockiert, weil ich dort eine Burg gebaut hatte. Und nun sagte man mir, er sei tot und ich es wäre besser, ihn nicht zu sehen. Das war damals ein unglaublicher Aufstand das durchzusetzen (ich war neun Jahre alt). Ich musste ihn auch gleich berühren – ein noch größerer Tabubruch.
Kinder sollten vom Tod abgeschirmt werden, so die vorherrschende Meinung. Wie verlogen war das: fast jeden Abend gab es Bilder von Kriegen und Tote, Napalmbrennende Kinder in den Nachrichten. Zwischenzeitlich sind viele, mir sehr vertraute Menschen gestorben und ich habe auch selbst meinen ganz eigenen Zugang und Zeithorizont zum Thema aus eigener Biographie bekommen. Es wird viel zu wenig über ethische Fragen im normalen Alltag gesprochen, „forever young“ verkauft sich wohl besser und das Alter ist das „golden age“ oder „third age“ und wird nach Kaufkraft kategorisiert. Aber „Sterben“ findet nur in den Nachrichten statt, nicht in unserem Leben. Heute wieder ein paar Dutzend …
BusterG - 27. Jul, 00:10
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